Die Biker aus der Nachbarschaft hatten es da weniger gut.
Die sind erst gegen 8 Uhr abends völlig aufgeweicht angekommen und mussten dann
im strömenden Regen ihre 2-Mann-Hundehütte aufbauen. Morgens, gegen 5 Uhr haben wir
gehört, wie sie schon wieder (wahrscheinlich!) entnervt in stockfinsterer Nacht abgereist sind.
Dabei kann campen doch auch Spaß machen! Auf mindestens 9,65 m
Länge, mit separatem Schlafzimmer, komfortablem Doppelbett,
Großraumkühlschrank, … und vor allem Heizung!
Das Verlassen des Campground gestaltet sich dann aber für uns noch
schwierig. Die Reifen drehen beim ersten zarten Gas-geben durch und graben sich
in den völlig aufgeweichten Lehmboden. Dora (die Campground-Besitzerin) schickt auch direkt Bruce, ihren "Huusmeester", mit einem Trecker vorbei. Der zieht uns rückwärts aus dem Schlammloch! Resi, i' hol di mid'm Traktor ab.
"This will be a busy Day for you!" plaudern wir mit Bruce.
"Yeaah, but I Love it" antwortet er gut gelaunt, auf dem aufgeweichten Boden, unter unserem Motorhome liegend.
Na denn - wenn's Freude macht!
Beim Verlassen des Campgrounds bemerken wir erst den alpenländischen
Einfluss von Dora und ihrem Ehemann Bruno. Im gleißenden Sonnenschein verteilt sind kleine
Hütten mit Edelweiß über den Türen, alpenländische Dorfbrunnen aus
ausgehöhlten Baumstämmen. Und das Haus, das offensichtlich von Dora und ihrem
Mann bewohnt wird, könnte genauso auch am Vierwaldstätter See stehen. Wo
bleibt eigentlich Heidi? Liegt das Luder schon wieder unterm Geißen-Peter?
Wir fahren nach One-Hundred-Mile-House, dem nächstgelegenen "größeren
Ort". Vorbei am 89-Mile-Restaurant, 94-Mile-Motel und 97-Mile-Supermarket.
Die Namen haben Geschichte: Rund 100 Meilen südöstlich von hier, in Lillooet,
begann um achtzehnhundertpiependeckel der Goldrausch. Im Abstand eines Tagesmarsches
entstand eine ganze Reihe von "Rasthäusern" für die Goldsucher die in
Richtung Norden zogen. Benannt wurden die nach ihrer Entfernung zu Lillooet
84-Mile-House, 100-Mile-House, 108-Mile-House und so weiter. Aus manch der Raststätten
wurden in den letzten gut 150 Jahren Ortschaften - und die behielten den Namen
einfach weiter.
Was wir von 100-Mile-House gelesen hatten, hörte sich auch
ganz romantisch an. In Wirklichkeit ist 100-Mile-House aber ein
Gott-verlassenes Kaff! Gerade gut genug um ein paar Einkäufe im Supermarkt zu
machen und zu tanken. Vor allem aber, um sich im Visitor-Center Sightseeing-Tips
geben zu lassen. Interessanterweise führten aber alle Tipps des Visitor-Centers weg
von 100-Mile-House. Viele Tipps führen sogar weit, weit weg! Unsere erste Einschätzung des Ortes war
scheinbar nicht falsch!
Wir entnehmen den Tipps, dass wir 108-Mile-House besuchen
sollten, einen kleinen privat betriebenen Museumsort - ihr ahnt es sicher schon
- 8 Meilen nördlich von 100-Mile-House.
Für 5 Dollar Spende (pro Person) kann man ein typisch kanadisches
Dörfchen aus den 1850-er Jahren besichtigen. Die Besitzerin gibt sogar eine
individuelle Führung durch das Wohnhaus. Und siehe da, das Wohnhaus ist das
105-Mile-House, das vor einigen Jahren einer Erweiterung des Highways weichen musste. In zwei Teile zersägt, wurde es hier her gefahren und wieder zusammengesetzt. Wenn ihr mal zufällig in der Ecke seid: Ein Umweg von 8 Meilen lohnen sich auf jeden Fall!
Aber jetzt gibt's noch was zu lernen aus erster Hand:
Der Wikipedia-Artikel über 100-Mile-House lügt!
Das im Wikipedia-Artikel abgebildete Haus ist, ist das bereits erwähnete 105-Mile-House, das in 108-Mile-House steht! Und nicht wie behauptet in 100-Mile-House!
Kein Wunder, dass der Ort 100-Mile-House einen viel zu guten Ruf hat! Die schmücken sich ja mit fremden Federn

Wir fahren wieder Richtung Süden, weiter nach
Lillooet, dem "Mile 0" der Goldgräberroute.
Zu Anfang ist die Landschaft zwar durchaus schön, aber auch nicht
unbedingt "überwätigend". Seen, Hügel, ab und zu eine Biberburg oder ein
auf romantische Art heruntergekommener kleiner Ort.
Wir sind halt inzwischen verwöhnt! Vor einer Woche wären wir wahrscheinlich noch begeistert gewesen.
Doch kaum sind wir vom Highway 97 auf den Highway 99
abgebogen, geht es hoch in die Berge und die Landschaft wechselt in steile
Berge und tiefe Canyons. Fast so beeindruckend wie der Grand Canyon!
Bei Lillooet überqueren wir den tief im Canyon rauschenden Fraser River.
Bei Lillooet überqueren wir den tief im Canyon rauschenden Fraser River.
Im Visitor-Center erfahren wir, dass der von uns
anvisierte "Cayoosh Creek Campground" - direkt am Fluss und dennoch in Stadtnähe
- wegen Hochwasser geschlossen ist. Man empfiehlt uns ein kleines Motel
mit einigen Motorhome-Stellplätzen, statt des zweiten "offiziellen Campgrounds" auf der andren Seite des Flusses.
Die Empfehlung ist nicht schlecht! Nur wenige (dafür
sehr steile!) Meter, bis in die Stadt. Und, wir haben den ganzen Campground für uns alleine!
Ab mit dem Fahrrad nach "Downtown" Lillooet! Doch was für eine Stadt?!? "Downtown" besteht aus einer einzigen, etwa 300 m langen Straße, mit 4-5 Restaurants und sowohl aus wenigen gepflegten als auch vielen halb verfallenen Wohnhäusern. Und jeder Menge Sandsäcke entlang des Strassenrands. Hier ist wohl kürzlich noch das Hochwasser durchgetobt. Ein bisschen komisch. Der Fluss liegt viele Meter unter uns. Aber Hochwasser kommt hier wohl von den Bergen. Und dann kommt wohl bei "Wetter" richtig was runter.
Im Lillooet-Cookhouse-Restaurant, im Reynolds-Hotel, gehören wir zu den Exoten. Wir befinden uns mitten im Stammesgebiet der Squamish-Indianer und gehören als "Bleichgesichter" zur absoluten Minderheit.
Das Essen ist gut, die Bedienung sehr freundlich. Ein junger "first nation" - wie die Indianer sich korrekterweise selber nennen. Kaum zwanzig, mit einem sehr fremd wirkenden Flaum-Schnäuzer. Mit so 'ner Bürste traut sich bei uns seit Jahren keiner mehr auf die Straße.
Da das Bier aber leider nur aus Flaschen ist, probieren wir nach dem Essen noch das "Nightlife" von Lillooet.
Zwei Pubs stehen zur Auswahl: Der benachbarte Pub, ebenfalls im Reynoldas Hotel, oder der Pub im Victoria-Hotel - alle anderen Kneipen sind längst geschlossen! Es ist schließlich schon 8 Uhr abends
!
Da das Bier aber leider nur aus Flaschen ist, probieren wir nach dem Essen noch das "Nightlife" von Lillooet.
Zwei Pubs stehen zur Auswahl: Der benachbarte Pub, ebenfalls im Reynoldas Hotel, oder der Pub im Victoria-Hotel - alle anderen Kneipen sind längst geschlossen! Es ist schließlich schon 8 Uhr abends

Da wir unsere Gunst gerne verteilen, radeln wir die paar Meter bis zum Victoria-Hotel.
Ein Blick durch die offen stehend Tür reicht uns jedoch! Die einzige anwesende Person ist die "sehr barocke" Stammesschönheit hinter dem Tresen. Die hat wohl schon vor 47 Jahren Sam Hawkens in "Winnetou III" schöne Augen gemacht "wenn ich mich nicht irre - hihihi".
Wir wollen dann doch noch den Pub im Reynolds-Hotel ausprobieren. Der Pub ist aber erst Recht
Driss!
"Hello! What kind of draught beer do you offer?" fragen wir.
"Miller's!" - (Danke, die Jauche geht ja gar nicht!)
"No, thank you. What kind of bottled beer do you offer?"
"What do you want?" (Charmant! - Schweizer Hotelfachschule!)
"Do you have Sleeman Honeybrown?"
"Yes"
"Two Honeybrown, please."
30 Sekunden später stehen zwei Flaschen auf dem Tisch. Gläser? - Fehlanzeige! Gehobene Gastlichkeit!
"Ten-fifty!" - und fott isse. Wie praktisch die Rechnung kommt auch gleich mit. Wir fühlen uns "willkommen".
"Hello! What kind of draught beer do you offer?" fragen wir.
"Miller's!" - (Danke, die Jauche geht ja gar nicht!)
"No, thank you. What kind of bottled beer do you offer?"
"What do you want?" (Charmant! - Schweizer Hotelfachschule!)
"Do you have Sleeman Honeybrown?"
"Yes"
"Two Honeybrown, please."
30 Sekunden später stehen zwei Flaschen auf dem Tisch. Gläser? - Fehlanzeige! Gehobene Gastlichkeit!
"Ten-fifty!" - und fott isse. Wie praktisch die Rechnung kommt auch gleich mit. Wir fühlen uns "willkommen".
Wir legen passendes Geld hin - zum ersten Mal
in diesem Urlaub geben wir kein Trinkgeld - trinken unsere Buddeln aus und verziehen uns. Flasch-Bier können wir auch netter haben. Zum Beispiel in
unseren eigenen 4 Wänden am Campground!
Tja, schade! Das war Lillooet! Ob die Goldsucher genau so gerne weiter gezogen sind wie wir?
So long für heute!
Yihaa!!! aus Mounty-County!
Yihaa!!! aus Mounty-County!
Gruß
Uwe und Frank
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