Sonntag, 1. Juli 2012

29.6.2012: Pfeffer und Erdbeermarmelade - "Goldwert"

Howdy guys,

Leider holt uns Fraserway, der Wohnmobilvermieter, erst um 11 Uhr morgens in unserem Airporthotel ab. Ärgerlich: Da wollten wir eigentlich längst auf der Piste sein! Und die Umgebung vom Calgary Airport bitetet ähnlich viel Abwechslung wie der Parkplatz vom IKEA-Möbelzentrum!

Der Empfang bei Fraserway ist aber sehr freundlich! Viel freundlicher als einige Kundenkommentare im Internet erwarten liessen.
Unsere junge schweizerische Empfangsmamsell stutzt lange beim mustern unserer Reisepässe. Traut sich dann aber doch endlich zu fragen, ob wir Brüder sind? Obwohl: 2 männliche "Wolsbeck"s -mit nur 10 Tagen Abstand im Gebutsdatum?
Unsere erste Erklärung, dass unsere Mutter ein "schneller Brüter" ist, hat sie uns nicht geglaubt! Naja - wir haben sie dann über unsere Namensgleichheit aufgeklärt!

Robert, ein österreichische Fahrzeugeinweiser, ist ein eher einfach gestrickter Mensch: Leider nur mäßig bewandert in der Fahrzeughandhabung, technisch a bisserl ungeschickt und mit eher unbrauchbaren "Insidertips".
Gott sei Dank kennen wir die grundsätzliche Fahrzeug-Bedienung. Wir haben ja den ähnlichen Fahrzeugtyp nun schon zum 3. Mal!
Die Anzeige vom Fäkalientank ist wie häufig bei diesem Modell unzuverlässig und zeigt - obwohl der Tank leer ist - "¾ Voll" an. Robert meint, "dass kommt öfter vor" - wissen wir! - "ist aber nicht so schlimm. Ihr solltet einfach so oft wie möglich abpumpen!".
"Unser letzter Vermieter hat uns aber doch dringend empfohlen erst zu "dumpen" wenn der Tank mindestens ¾ Voll ist, weil der Tank sich dann gewissermaßen selbst reinigt!"
"Ja, ja, das stimmt auch wieder!" lautet seine Antwort.
Ja was denn nun? Eine Diskussion erscheint uns nach seiner Einlassung sinnlos - Lassen wir besser die Fragen sein, wie wir denn merken sollen, ab wenn die Scheisse überläuft! Da machen wir ja besser eine Strichliste über die Anzahl unserer Klogänge, als uns auf weitere kluge Anmerkungen zu verlassen.

Mmh! Keine Kaffeemaschine - Driss! Kaffee kochen mit Wasserkessel - wie zu Großmutters Zeiten ?!?
Dafür liegt auf den liebevoll auf dem Bett ausgelegten Hand- und Badetüchern jeweils ein Stückchen Seife drapiert! Wie in besseren Hotels!

Die Fahrräder, die wir bereits von zu Hause vorbestellt haben, entsprechen dann wieder dem uns bereits bekannten "Nordamerika-Fahrrad-Standard": Eher gammelig, dreckig, ohne Beleuchtung! Beleuchtung ist - laut Robert - auch nicht notwendig! Helme seien aber vorgeschrieben! Seinen Aussagen trauen wir seit der "Fäkaltank-Diskussion" aber nur noch eingeschränkt. Helme und Fahrradschlösser gibt's aber wenigstens als Dreingabe zu den Fahrrädern dazu - wird schon irgendwie klappen!

Ein freundlicher Touri, der gerade seine Reise beendet hat, quatscht uns an: "Bei der Fahrzeugrückgabe hat man mir gesagt, sie brauchen einen Nationalpark-Pass? Möchten sie meinen für eine kleine Beteiligung? Ist noch fast ein ganzes Jahr gültig! Der kostet normalerweise 136 Dollar!".
Stimmt: Eintritt für ein ganzes Jahr in alle National Parks in Kanada. Und auf jeden Fall unverzichtbar - Kanada besteht eigentlich "nur" aus Nationalparks!
"Wie viel möchten sie denn haben?".
"Jaah, mhmm!" (die Frage verwirrt ihn - hat er sich nämlich dummerweise keine Gedanken drüber gemacht!) "Sagen wir mal 40 Euro?".
Gebongt! Wir hätten auch mehr gezahlt! Immerhin haben wir damit über 65 Euro gespart!  Auch wenn's nicht "ganz legal" ist - schöne Umschreibung für illegal, oder?
Idealerweise verkaufen wir den Pass noch am Ende unserer Reise für 60 Euro weiter!?! - Nee! Sooo "braun" werden wir dann nun doch nicht sein!!! Der Pass-Preis ist schließlich auch für einen guten Zweck, nämlich den Erhalt der Parks!

Nach rund zwei Stunden sind wir dann endlich soweit: Uwe kann vom Fraserway-Hof rollen und zum nächsten Supermarkt fahren - Der Einkaufstress(/spaß?) kann beginnen!

Als erfahrene Motorhome-Nutzer haben wir natürlich eine sorgfältig ausgeklügelte Einkaufsliste!
Von Kaffee über Grillfleisch zu Marmelade und Klopapier!
Ganz wichtig für uns Luxusschnitten: Große Biergläser (Pints) - Im Wohnmobil sind standardmäßig nur so kleine Senfgläser!
Natürlich noch Bier, Limo, "ToGo"-Pappbecher für die langen Autostrecken, Wurst, Käse, Butter, Brot! Tausend Sachen die man bedenken muss, bevor man ins "Outback" geht!

Bei den Preisen im Supermarkt setzen wir uns aber, trotz aller Erfahrung, wieder mal auf den Arsch!
Wir sind aus Deutschland ein großes Glas Erdbeermarmelade für rund 'nen Euro - na gut, original "Schwartau" für 2,- Euro - gewöhnt. Hier findet Frank nach langem Suchen ein Mini-Gläschen (!) Erdbeermarmelade, ohne erkennbaren Fruchtanteil, für 4,39 Dollar !!! Ein kleines Glas(25 g) gemahlener Pfeffer für 8,79 Dollar (Lidl: 79 Cent), ein KG Mehl für 2,80 Dollar - die 2 Liter-Flasche Orangensaft : 7,50 Dollar!!!. Die Krönung ist ein kleines Stückchen Cheddar-Schnittkäse: 150 Gramm, für 16,29 Dollar! Das geht uns beiden dann doch nicht aus der Tasche! Dafür kriegen wir ja in Deutschland 'ne ganze Milchkuh!

Zu allem Überfluss akzeptiert die, sehr freundliche, Bedienung an der Kasse dann noch nicht mal unsere Kreditkarte ohne den PIN. Den haben wir natürlich nicht - wir zahlen seit Jahren nur mit unserem guten Namen!. Und unsere Maestro- EC-Karte nimmt sie auch nicht!!!
Gott sei Dank haben wir noch eine Bonus-Kreditkarte über 100 Dollar, als Geschenk vom "Fremdenverkehrsamt Alberta" bei unserer Reisebuchung bekommen! Die funzt wenigstens! Und den Rest von 150 Dollar kratzen wir in bar zusammen.
Das haben wir auch noch nicht erlebt! Bargeld ist in Nordamerika schließlich normalerweise eher unbeliebt! Wer bar bezahlt, wird sogar oft argwöhnisch gemustert: Kriminelle? Bankrotteure? Asis?

Gott sei Dank ist der Liquor-Store nebenan weniger pingelig: Für 75 Dollar Bier gehen problemlos gegen unsere gerade noch verschmähte Kreditkarte. Ohne Bier in die Einöde? Da hätten wir gar nicht erst losfahren brauchen!
Die Brauerei "Sleeman" schenkt uns ob des üppigen Einkaufs (2 Kartons "Sleemans Honeybrown") 2 Flaschen Barbeque-Ketchup als "give away". Da "Variationen von Grillsaucen" aber schon auf unserer Einkaufsliste stand, sind wir nun sind also stolzer Besitzer eines Grillsaucen-Jahres-Vorrats;))

Endlich gegen 3 Uhr können wir dann Richtung Banff, in den Banff-Nationalpark, aufbrechen.

Der "nicht ganz legal" gekaufte Nationalparkausweis funktioniert bei der ersten Kontrolle am Nationalpark-Eingang einwandfrei. Aber ein bisschen Herzklopfen haben wir schon!

Am frühen Abend erreichen wir den Campground "Tunnel Mountain Resort" in Banff. Nur 2 ½ KM vom Ortszentrum entfernt. Leider sind die 2 ½ KM aber gefühlt nur 1 KM in der Horizontalen und 1 ½ KM in der Vertikalen verteilt! Der Campground liegt hoch oben am Berg! Hat uns bei unseren Ski-Urlauben in Banff bisher nie interessiert! Runter geht's ja noch! Aber zurück?!? Mit dem Fahrrad: Never ever!
Überfüllt ist der Campground auch noch! Für 8,50 Dollar ein Stellplatz am Wegesrand ohne Strom, ohne Wasser und ohne Feuerstelle! Ist zwar ein Schnäppchen, aber eben nicht ganz das, was wir uns gewünscht hätten. Eine Alternative gibt's aber im Umkreis von 50 KM ohnehin nicht!
Also geht’s heute zu Fuß in die Stadt ins Restaurant und zurück nehmen wir dann halt ein Taxi!

So long für heute (offline, da ohne Internetzugang)!

Yihaa!!! aus Mounty-County

Uwe und Frank

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